Eine Selbstbau-Gitarre aus Recycling-Material

  • Hi,

    nachdem das Thema langsam Form annimmt, hier die ersten Infos und Fotos zu meinem Gitarrenprojekt:
    Ich hatte mir vor 2 Jahren als der Schreiner ums Eck aus Altersgründen aufhörte, ein schönes Stück "Rüster" (der Baum heißt "Lärche") gesichert. Daraus hatte ich eine Slide-Guitar gebaut. Das Holz hat eine wahnsinnige Schwingungsverstärkung, so dass obwohl massiv, das ganze auch ohne Verstärkung recht laut war. Weil ich aber so gut wie nie damit gespielt hab (kann eigentlich keine Slide-Guitar ;( ), hatte ich letztes Jahr die Idee, eine "normale" Gitarre daraus zu bauen.
    Hier ein Bild der Slide-Guitar noch ohne "Neck"-Auflage

    und die Kopfseite noch im "Rohzustand.

    Gruß Markus


    ---- in der Beschränkung zeigt sich erst der wahre Meister -----

  • Die Idee war, so viel wie möglich aus "Bestandsteilen" zu verarbeiten. Also das Tonholz, die Mechaniken, den Pickup (ein alter DiMarzio aus den 80er von meiner aller ersten E-Gitarre) und den Steg.
    Ich wollte aber unbedingt auch eine Pickup-Bestückung wie ich sie noch nie gesehen hab, nämlich 1 Humbucker, 1 SC und ein P-90. :S
    Also hab ich mal die Abstände der PU´s verglichen und schnell festgestellt, dass das so einfach nicht funktioniert, da die ja bekanntlich nicht die selben Saitenabstände haben.
    Die Lösung ist letztlich ein Humbucker in SC-Format an der Steg-Position, ein SC in der Mitte und ein P90 am Hals. Dadurch kan ich aber den Gibson-Steg nicht verwenden sondern muss auf einen Tele-"Steg" wechseln.
    Die Teleform bot sich an, weil ich schon eine Strat-Kopie habe und weil die Tele einen recht einfachen Body hat, der nicht durch zusätzliche Wölbungen kompliziert zu fertigen ist.
    Beim Thema Hals war schnell klar, dass ich bei meinem ersten DIY-Projekt diesen nicht auch noch komplett selbst bauen würde. Der kam von ML-Factory.
    Bei all den Entscheidungen hat mir neben den Studien im Netz vorallem auch sehr das Buch von Martin Koch "E-Gitarrenbau" geholfen. (zu beziehen bei ML-Factory)
    Darin sind alle Schritte zum Bau einer Gitarre sowie wichtige Grundlagen (Formen, Hölzer, Elektrik usw.) sehr gut dargestellt bzw. erklärt.
    Soweit zur Planung. Hilfreich ist die Tatsache, dass ich schon länger eine Fräsmaschine besitze und mir für den Bau der 2x12´Box auch schon eine Oberfräse gekauft habe.
    Also konnte das Projekt beginnen.
    Aber halt: Da gibt es noch ein paar Themen, die man erst beachten muss. Für den Korpus braucht man eine Schablone zum fräsen mit einer Oberfräse. Und eine Schablone für den Halsausschnitt.
    Also erst mal die anfertigen aus entsprechend dickem Sperrholz, so dass die Anlaufrolle des Fräsers auch sauber aufliegt. Dazu braucht man Zeichnungen im Masstab 1 : 1.
    Also wieder ins Netz und suchen. Die einzige aber gute Vorlage die ich dazu kostenlos gefunden habe, ist diese hier (Auszug aus "Guitar Building Plans" für alle gängigen Formen):

  • Zwischenstand Body:

    Zuerst hab ich mir die Tonabnehmer besorgt. Alles erst mal "Low-Budget" weil ich ja Schwabe bin und der Meinung die alten "Vintage" Teile waren auch nur Massenware mit entsprechenden Qualitätsschwankungen.
    der Hammer ist der "Economy"-SC von ML-Factory für sagenhafte 2,99 Euro. Da bin ich besonders gespannt drauf. Bevor mich jetzt alle steinigen: Das mach ich aus Spaß und habe natürlich einkalkuliert wenn alles funktioniert, "richtige" Pickups einzubauen. ;)
    Ich finde es gut, bei "Bausätzen" erst mal alle Teile da zu haben und dann sozusagen in "real" mal zu probieren, wie alles zusammenpasst und wo die Knackpunkte liegen. Das spart spätere (teilweise böse) Überraschungen.
    Bei einem Erst-Projekt muss man sowieso davon ausgehen, dass man während des Bauens trotz aller Planung noch Änderungen vornehmen muss und auch mal was daneben geht. Dazu später mehr.
    Zusammenfassung zum Thema Body:
    Mittelteil aus Rüster, Anbauteile aus 3 Schichten Multiplex (je eine Schicht Oben und unten und eine in der Mitte, die beim "hohlen" Teil oberhalb der Saiten entsprechend ausgefräst wird)
    Die Anbauteile lasse ich 4-eckig, weil das besser zu verleimen ist (gerade Flächen zum anpressen) und fräse erst am Schluss alles "in Form".
    So jetzt genug Text - endlich mal Bilder.
    Hier das Mittelteil schon mit PU- und Hals-Aussparungen und den Absätzen für die Verleimung mit den Multiplex-Teilen.

    Und hier sehen wir schon 2 Dinge, die so nicht geplant waren. Zum einen ist mir beim Absatzfräsen (obere Kante) ein Fehler passiert. Da war die Oberfräse nicht ganz auf Anschlag heruntergefahren und ich hab eine schöne Aussparung an die Kante gefräst. Das werde ich später entweder durch die Abdeckung (die sowieso "Custom" wird) verdecken oder falls der Body lackiert, wird entsprechend ausbessern.
    Das 2. ist nicht so schlimm. Da hatte ich geplant die Kabel von den PU´s seitlich rauszuführen. Inzwischen hab ich aber gemerkt, dass das nach dem verleimen sicher nicht mehr funktionieren wird.
    Irgendwie muss ja das ganze mit der Abdeckung fertig verkabelt auch noch installiert werden können. :D

    Gruß Markus


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  • Damit man sich das ganze im Zusammenhang vorstellen kann, hab ich hier mal eine "Simulation" fotografiert wie das ganze später aussehen kann.

    Die Kabelführung ist jetzt standard. Es gibt nur eine Verbindung vom Steg-PU zur Elektrikkammer. Die obere Deckplatte aus Multiplex hat noch kein Schallloch. Darunter ist aber schon ausgefräst. Darum auch die 3-Schichten.

    Gruß Markus


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  • die Halstasche ist konisch wie der Hals, das ist echt nicht so einfach das genau passend hinzubekommen. Ich hab das aber auch nach Erfahrungen aus dem Netz mit Führungshölzchen und einem Fräser mit Anschlagkugellager gemacht. Jetzt passt das sehr gut. Zur Not kann man solche Sachen aber auch gut mit Zeitungspapier und Leim ausbessern, wenn es mal zu viel Spiel haben sollte. Bei der Tele-Bodyform ist die "Klemmung" durch den Body sowieso nicht so groß wie bei anderen Modellen, wo die untere Bodyseite den Hals auch mehr umschließt. Der Hals ist zum verschrauben gedacht und schon vorgebohrt, was für meinen Fall eher blöd ist. Jetzt muss ich nämlich die Bohrungen passend auf den Body übertragen. Dazu werde ich 4 kleine Bolzen drehen (Drehmaschine hab ich auch ;) ) und die anspitzen und dann in die Bohrungen am Hals stecken. Das gibt dann beim einfügen des Halses Abdrücke, an den Stellen wo die Bohrungen hinmüssen. Man könnte das ganze auch durch genaues ausrichten und vermessen regeln, aber ich hab keine CNC-Fräse und so geht es ja auch.
    Oder ich leime den Hals einfach ein. Den Body könnte ich dazu noch etwas weiter am Hals entlang laufen lassen, damit ich hier eine schöne Klemmung habe.
    Hier ein Foto vom Hals:

    Gruß Markus


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  • So - nachdem ich im Geschäft mal etwas weniger Stress habe ein weiterer Schritt zum Thema "Body".
    Hier das Prinzip der Verleimung des Mittelteils mit den 3-lagigen Seitenteilen.

    Gruß Markus


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  • der Hohlraum der nur in der oberen Hälfte existiert, wird ungefähr so aussehen...

    Die "Decklage" ist ca. 4 mm dick, genug um stabil zu sein und dünn genug um eine gewisse "Perkussivität" zu erzeugen.

    Gruß Markus


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  • als Schallöffnung hab ich nach langer Suche einen Kompromiss zwischen Machbarkeit und optimalem Design gefunden:
    die Note als Symbol für Musik und nicht ganz so weit weg vom "F-Loch".

    Das ganze ist noch so 4-eckig, damit ich beim verleimen genug vernünftige Auflageflächen zum verpressen hab. Außerdem ist es besser die endgültige Form mit einer Frässchablone zu machen, als einzelne Teile zusammen zu pfrimeln.

    Gruß Markus


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  • damit es nicht nur Holzarbeit bleibt, hab ich die Buchsen für das "String through" (Saitenführung durch den Body nach unten) aus Messing gedreht und in die vorbereiteten Bohrungen von unten eingepresst.

    Gruß Markus


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  • die Feinarbeit wird dann mit einer extra angefertigten Frässchablone und der Oberfräse gemacht. Im Bild hier der rohe Korpus und die Schablone.

    Die Schablone wird mit doppelseitigem Klebeband auf dem Korpus fixiert. Das hat auch schon beim erstellen der Halstasche gut geklappt.
    Das Klebeband hält unerwartet gut die Schablone auf Position und geht trotzdem recht einfach wieder ab. Den Tip hab ich aus dem Internet.
    Ausserdem wird das ganze ja eh noch stundenlang geschliffen, da würde ein bisschen Kleberest auch nicht schaden.

    Gruß Markus


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  • :D

    das mach ich dann wenn ich in Rente bin - bis dahin muss es manchmal auch etwas effizienter vorangehen. Für die "Rundung" ist da der selbe Formfräser geplant wie für die Box/das Ampgehäuse.
    Leider gibt die Oberfräse immer trotz Staubabsaugung Sauerei im Keller. Naja es gibt eben nichts umsonst im Leben.

    Gruß Markus


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  • Hallo Markus,

    ich habe das ganze schonmal mit einem Nachbau einer Explorer durch. Wir hatten damals den Korpus grob mit ner Bandsäge ausgeschnitten und dann die Außenkanten abgeschliffen. Gut, mein Cousin hatte eine voll eingerichtete Tischlerwerkstatt zur Verfügung ;) Er hatte einen Frästisch, und statt einem Fräser einen Schleifer eingespannt (Zylinderförmig). Mit dem haben wir uns frei hand bis auf ca 1mm an die Anreiss-Linie rangearbeitet. Den Rest schön mit der Hand ...

    gruss corne

  • ja klar - die Fräserei ist ja nur damit es saubere und winklige Bezüge gibt. Das Finish wird dann natürlich auch mit schleifen erreicht. Ich bin aber für alle Ratschläge dankbar.
    Und von hand schleifen hat sowieso was mystisches :saint:

    Gruß Markus


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