Causality 4 MKII Phaser

  • Hallo,

    ich versuche seit einiger Zeit einen Phaser für unseren Gitaristen zu bauen. Nach einem Phase 90 (der nicht so richtig phasen wollte) habe ich mich nun am Causality 4 MKII Phaser von Rick Holt (frequencycentral) versucht (Layout und Schaltung siehe unten). Der Phaser scheint grundsätzlich auch zu funktionieren, allerdings hat der ein merkwürdiges Verhalten, was ich mir nicht erklären kann.

    Wenn ich die Schaltung über meine Testbox aktiviere, dann bricht das Volumen ein und es ist fast nichts mehr zu hören. Wenn ich dann aber an einer bestimmten Stelle die Boardunterseite mit dem Finger berühre erweckt der Phaser plötzlich zum Leben und die Lautstärke steigt bis auf Bypass-Level an, so wie es eigentlich sein sollte. Ich habe hier ein kurzes Video erstellt (leider von keiner guten Qualität), wo ihr das merkwürdige Verhalten der Schaltung ganz gut sehen könnt. Wie im Video auch deutlich wird, funktioniert der Phaser nach dem - ich nenn es jetzt mal "Aufladen" :D - ohne Probleme und die Schaltung lässt sich dann auch ein- und ausschalten, ohne dass die Lautstärke wieder einbricht.


    Wie ihr erkennen könnt, ist es eine bestimmte Stelle auf der Platine, an der das "Aufladen" funktioniert. Ich habe auch bereits die Potis ausgetauscht, da ich anfangs eine defekte Litze vermutet habe. Das hat aber alles nichts gebracht. Da die Schaltung ja am Ende des Videos funktioniert, lassen sich ja eigentlich defekte Kondensatoren oder Ähnliches ausschließen. Von daher bin an dieser Stelle mit meinem Latein leider komplett am Ende.

    Ich habe noch zwei Fotos vom Board angehängt, auf der Unterseite ist der Bereich markiert, wo ich die Platine mit dem Finger berühre. Vielleicht habe ich auch einfach nur magische Energien in meinen Fingern, soll es ja geben solche Leute, die durch Handauflegen Wunder bewirken.

    Nein ganz im Ernst, kann sich jemand von den Experten hier dieses Verhalten erklären?

    Wäre über eine Lösung des Problems äußerst dankbar.

    Bester Gruß Veit

  • Hallo Veit,

    tippe auf eine kalte Lötstelle im Bereich der 9V Spannungsversorgung. Entlöten mit einer Saugpumpe - neu löten.

    Bitte nicht übel nehmen, aber gerade schön gelötet sieht es nicht aus.

    [Bei eigenen Streifenplatinen säubere ich die Unterseite mit Aceton oder wenn sie nicht mehr glänzt nehme ich 600er Schleifpapier. Dann geht das Löten besser. (Falls noch nicht gesehen, das Lötvideo von Immo (roseblood) hilft.)
    Die Streifenzwischenräume bearbeite ich nach dem Löten auch noch mit einem Skapel (ritzen), damit eventuelle Verbindungen gekappt werden. ]

    Gruss, Jochen

  • Moin,

    ich schleife Streifenraster immer leicht an und reinige dann mit Isopropanol (Aceton braucht es dann nicht, das Zeug ist mir zu ungesund). Dann wird mit einer dünnen Schicht SK-10 lackiert. Lässt sich dann super löten. Wenn alles fertig ist, kann man ggf nochmal reinigen und mit SK-10 schützen. https://www.reichelt.de/Sprays-fuer-di…73&ARTICLE=9486

    Man muss bei Streifenraster auch aufpassen, dass man benachbarte Lötstellen nicht beschädigt, wenn man ein Teil auf der gleichen Bahn einlötet. Ich versuche immer, alles, was auf einer Bahn nahe beieinander liegt, dann nochmal komplett zu erhitzen.

  • ... drück mal oben ein großes Stück Moosgummi drauf und klammere es fest, damit die Teile alle zugleich fixiert sind. Dann schmilz alle Bahnen nochmal auf, evtl unter Zugabe von WENIG neuem Lötzinn. Dabei längs einer Bahn gehen und darauf achten, dass der Kolben immer gleichzeitig Kontakt zum Bauteil und der Leiterbahn hat. Und immer schön aufpassen, dass dabei kein Teil anfängt, durchzurutschen, das produziert fast sicher eine kalte Lötstelle.

  • Die Streifenrasterplatinen die ich aktuell verwende sind vorverzinnt, daher erscheint mir vorheriges Schleifen und Lackieren wenig sinnvoll. Die lassen sich auch wesentlich besser löten, als die normalen die ich bisher verwendet habe. Es reicht nur ganz kurzer Kontakt mit dem Lötkolben und das Lot fließt auch viel besser und verteilt sich sehr gut und schön dünn.

    Dass die Löststellen so ausschauen wie sie ausschauen ist dem Umstand geschuldet, dass ich bereits nachgelötet habe, um kalte Lötstellen auszuschließen. Das ist ungefähr meine 30. Streifenrasterplatine, bisher hatte ich noch NIE Probleme mit einer kalten Lötstelle und nur ein einziges Mal eine kleine Lötbrücke. Zwischenräume der Leitbahnen habe ich auch bereits mit einem Cuttermesser bearbeitet. Aber wenn Ihr meint, dann kann ich ja nochmals nachlöten, auch wenn ich denke, dass es nicht daran liegt.

    Gibt es vielleicht noch andere Erklärungsansätze?

  • Dito,

    Habe mir es zuhause auf dem Monitor nochmals die Unterseite in ganz gross angesehen. Ganz so schlimm sieht es ja gar nicht aus. Aber es ist an manchen Stellen nicht klar was ein Schatten oder ein heller Punkt vom Licht ist.
    Sorry die Schatten sahen aus, als wäre es verkokelt. Die Lötstelle vom unteren Kabel (gelb?) sieht kalt aus oder ist eine Reflexion) ...

    Was Immo und ich meinten: die Entfernung von Oxidationsschichten und Fettrückständen hilft beim Löten ungemein.
    Vorverzinnt: mit was? Bleifrei? Aber wenn Du gute Erfahrungen damit gemacht hast ist es das wahrscheinlich nicht. Ich nehme lieber die normalen Kupferteile mit der oben genannte Preparation. Lackieren mache ich auch manchmal; hat den Vorteil, dass nix weiter oxidiert.

    Nun zum Berührungsphänomen: entweder ist es ein mechanisches Problem oder ein Kontaktproblem (Masse), das durch das Berühren "geheilt" wird. Mir fällt ausser kalter Lötstelle (z.B.an einem Elko oder an der Stromlitze) nix ein.

    Es ist aber das Berühren auf der Lötseite, nicht ein gleichzeitiges Wackeln an den Bauteilen?

    Vielleicht hat ja noch jemand anders ne Idee.

    Gruss, Jochen

  • Hallo Jochen,

    danke dass du dir nochmal die Mühe gemacht hast. Ja die Qualität meiner Smartphonekamera ist leider alles andere als überwältigend, deswegen lässt sich das auf dem Foto schlecht erkennen. Grundsätzlich bin ich mit meinen Lötskillz aber zufrieden und meist auch mit dem Ergebnis, ich achte immer auch auf die Ästhetik. ;)

    Ich habe gestern eurem Rat folgend nochmal alle Lötstellen nachgelötet, vorher die Bauteile auf der Oberseite mit Malerkrepp ordenlich fixiert. Leider ist das Ergebnis ernüchternd, quasi keine Verbesserung, immer noch das gleiche Verhalten. Ich war dann erstmal so sauer auf die Schaltung, dass ich die schnell beiseite gelegt habe, um mir nicht weiter den Abend zu vermiesen. Ja auch das schönste Hobby kann manchmal echt nerven. :cursing:

    Ich denke nicht, dass es ein mechanisches Berührungsproblem ist, ich hatte bei manchen Tests wirklich darauf geachtet, dass sich nichts bewegt und wirklich nur mein Finger die entsprechende Stelle an der Boardunterseite berührt. Die Litzen um diese Stelle herum hatte ich auch bereits alle durch neue ersetzt und auch alle Potis ausgetauscht. Deswegen bin ich an dieser Stelle auch so ratlos. ?(

    Ich habe euren Hinweis mit den Streifenrasterplatinen schon verstanden, bin aber bei ebay auf einen Anbieter aus Erfurt gestoßen, der diese schönen weißen Platinen anbietet, deren Leiterbahnen schon vorverzinnt sind. Es handelt sich dabei sicherlich nicht um bleifreies Zinn, weil es dafür viel zu schnell schmilzt. Gegenüber den normalen Kupferplatinen, bei denen es deutlich länger dauert, bis sich das Lötzin mit den Leitbahnen verbindet, ist das Arbeiten mit diesen Platinen eine wahre Freude. Kann ich wirklich nur empfehlen, ich habe mich gleich ordentlich eingedeckt. Den Schutzlack habe ich mir gestern auch geordert, werde ich wohl künftig auch verwenden, zur abschließenden Versiegelung.

    Jetzt kommt erstmal das Wochenende, da geht es raus in die Natur auf ein Kletterfestival, danach werde ich mich vermutlich nochmal mit der Schaltung befassen. Bis dahin bin ich erstmal bedient von Phasern. Falls ich neue Erkenntnisse bekomme lasse ich es euch wissen. Und ja, falls jemand noch eine Idee hat immer raus damit!

    Bis dahin,
    Gruß Veit

    Einmal editiert, zuletzt von Fight (22. Juni 2017 um 08:14)

  • Da kann man per Ferndiagnose leider kaum weiterhelfen.
    Ich sehe, dass du die Cuts mit einem Bohrer machst. Dabei können kleine Zipfel stehenbleiben, die auch noch zur benachbarten Bahn hin gebogen werden. Ist es möglich, dass da etwas minimal Kontakt hat? Ich schneide diese Ecken ggf noch mit dem Cutter nach.

    Grüße, Immo

  • Hallo Immo,

    ja die Cuts mache ich mit einem kleinen Akkubohrer und schneide die in der Regel hinterher auch nochmal mit einem Cuttermesser sauber nach, so dass die Cuts auf den Leiterbahnen nicht mehr rund, sonder quasi quadratisch sind (sieht aber auf dem Foto tatsächlich so aus, als hätte ich es hier nicht gemacht). Ich arbeite grundsätzlich sehr genau, um mir hinterher Ärger bei der Fehlersuche zu ersparen. Bisher hatte ich wie erwähnt auch nie wirklich Probleme.

    Ich werde mich nach dem Wochenende nochmal mit dem Teil befassen, vielleicht baue ich die Schaltung auch nochmal neu auf, dass dann das selbe merkwürdige Verhalten wieder auftritt erscheint mir doch sehr unwahrscheinlich.

    Gruß Veit

  • Hallo Veit,
    kannst Du im Schaltplan kennzeichnen, wo Du berühren musst?
    Ausserdem an allen Ausgängen der Opamps die Gleichspannung messen.
    Sìe sollte ja ca der referenzspannung entsprechen.
    Ich tippe darauf, dass vielleicht irgendwo die Refernzspannung am Eingang nicht ankommt und der Opamp dann in die Begrenzung geht.
    Da auch das direkte Signal betroffen ist, müsste das an einem der beiden Opamps links unten im Schaltplan der Fall sein.
    Viel Glück,
    Christof

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