Reverb-Tank funktioniert nicht in Pearl SunFlower PFT 1200

  • Liebe Community,
    ich versuche mich kurz zu fassen:
    - ich habe einen alten Pearl Sunflower Amp (70er) und den vor einer Weile repariert (Endstufe etc)
    - ich habe einen neuen TubeAmpDoc Reverb-Tank einbauen lassen
    - der Reverb hat dann anfangs ein ganz klein wenig funktioniert beim vollen Aufdrehen
    - nach einer Weile kam dann gar nichts mehr vom Reverb (ausser manchmal ein Rauschen und ein Herabsetzen des Dry-Signals)

    Frage:
    was kann ich machen, um den Reverb-Tank richtig an den Amp anzupassen bzw eher andersherum und wie kann es sein, dass mir ein Tonelektronik-Ingenieur sagt, dass das jetzt eigentlich schon funktionieren müsste, es das aber nicht tut?

    Material/Anhänge:
    - Daten des Reverb-Tanks
    - Schaltplan des Amps (nur die Endstufe ist leicht modifiziert, hat aber keinen Einfluss, sagte der Fachmann)

    Beste Grüsse

  • Hallo,

    danke, dass du die Frage mit den nötigen Unterlagen versehen hast, das kann man in letzter Zeit in diesem Forum gar nicht oft genug positiv hervorheben...
    Eh ich mir die (zwei) Finger wundtippe: Über welche Meßgeräte und praktische Kenntnisse verfügst du?

    Wenn die Hallspirale möglichst ähnlich zum Original ausgesucht wurde (wer hat das gemacht?), gibt es da nichts "anzupassen", höchstens jemanden anzupissen, der dir sagte: "dass das jetzt eigentlich schon funktionieren müsste..." - falls er die Reparatur gemacht hat.

    BTW Wenn es den Abschluß "Tonelektronik-Ingenieur" geben würde, hätte ich das aber auch mal studiert :)

    Gruß, Bernd

    Jaichweiß (Andy Pipkin)

  • Hej Bernd, erstmal entschuldige die schwammige Abschluss-Bezeichnung...ich überlege jedesmal wieder, wie es denn nun richtig hiess. Klär mich auf!

    Messgeräte und praktische Kenntnisse:
    - ein normales Multimeter
    - nicht allzuviel Praxis. Ein bisschen Theorie habe ich mir mal versucht anzulesen und ansonsten nur nach exakten Bauplänen verschiedenste Dinge gebastelt wie in erster Linie Effektpedale (messen und löten kann ich also immerhin und mit Begriffen kann ich in der Regel auch was anfangen, wenn man es nicht übertreibt).

    Der Reverb-Tank wurde bei eher holpriger Kommunikation ausgewählt, weil er meinem Geschmack entsprach und der gute, alte Freund eines Verwandten meinte, es spräche nichts dagegen, solange der Output-GleichstromWiderstand (wenn man das so sagen kann) nicht über 10.000 ohm wäre. Ansonsten gab es da wenig Anleitung (ausser des Einbaus) und eine originale Hallspirale war leider nicht drin beim Kauf. Ich habe dazu auch in tausend Foren nichts herausfinden können. Woher weiss man also, welche Hallspirale zum Amp passt bzw was man am Amp machen muss, damit der Tank funktioniert? Das konnte mir kein Forum oder Bekannter bisher sagen.

    Danke schonmal für die Mühe deiner zwei Finger
    Daniel

  • Hallo,

    prinzipielle Reihenfolge:
    0. Vorausgesetzt wird, dass der restliche Verstärker einwandfrei funktioniert.
    1. Überprüfen ob die neue Hallspirale richtig eingebaut wurde (2 Drähte rein, 2 Drähte raus, mindestens DC-Widerstände der Spirale messen))
    2. Überprüfen ob die DC-Spannungen (Arbeitspunkte) des Aufsprechverstärkers (Q6, Q7) und des Wiedergabeverstärkers (Q8) stimmen, hier "plausibel" sind.
    Dazu sind die Transistoren und deren Anschlüsse zu identifizieren* und die Spannungen gegen Masse zu messen (ohne Signal!)
    3. Einspeisen eines Signals in den Amp (am besten Sinus 500...1000 Hz) und verfolgen des Signals mit einer "Audioprobe" oder einem NF-AC-fähigen Multimeter durch Aufsprechverstärker und Wiedergabeverstärker, was voraussetzt, dass diese auch mit dem Rest des Amps eine Signalverbindung haben.

    * Dazu mußt du anhand der Transistorbezeichnungen die Datenblätter g**geln und die Anschlüsse raussuchen. Wenn die Platine keinen Bestückungsdruck hat - was bei so alten Schätzchen sein kann - dann wirds lustig...

    Gruß, Bernd

    PS: Du kannst natürlich auch warten, bis dir einer rät, mal alles abzuklopfen und alle Widerstände zu tauschen, weil das die billigsten Bauteile sind... :)

    Jaichweiß (Andy Pipkin)

  • Vielen Dank für den Leitfaden! Ich hol den Amp Ende dieser Woche mal aus dem Proberaum und probiere die Punkte durch. Die Transistoren sind alle nicht schwer zu finden im Netz.
    zu 1. mir hat noch nie jemand erklärt, wo man eigentlich genau die DC-Widerstände der Hallspirale misst. Ich habe da mal an einer anderen (die auch nicht wirklich vollständig funktioniert in einem anderen Verstärker) rumprobiert. Aber da ich dessen Werte nicht hatte und auch keine Ahnung, kam nichts sinnvolles dabei rum.
    zu 2. ob die Spannungs-Werte dann plausibel sind, wirst du mir dann sicherlich verraten, wenn ich sie habe, ja? Da gibt es also keine spezifischen für die Transistoren...
    zu 3. Signal einspeisen ist, denke ich, klar (Also ne Sinuskurve in den Input?). Das einzige nF Kürzel kenne ich als NanoFarad...aber das ist sicher nicht gemeint, wohl eher irgendwas mit Frequenzen.
    Auch der Unterschied bzw. Bedeutungen von Aufsprech- und Wiedergabeverstärker werden mir (auch nach kurzer Netzrecherche ohne Ergebnis) nicht klar.

    Klar könnte ich auch nach und nach alle Bauteile ausbauen und austauschen, aber dann hab ich ja gar nichts gelernt.
    Ich probier erstmal die Schritte, die ich kapiere und berichte die Ergebnisse.

    Besten Dank und bis sehr bald,
    Daniel

  • Achso doch natürlich gibt es spezifische Spannungen für die Transistoren...da habe ich nicht ordentlich gelesen gerade. Die kommen ja aus den Datenblättern. Da hab ich mir sagen lassen, dass die eh nie stimmen, aber es gibt eine grobe Richtung, das ist sicher.

  • Hallo,

    zu1: Die Hallspiralen haben normalerweise zwei Cinch-Buchsen. An denen kannst du jeweils den Gleichstromwiderstand mit einem Multimeter im (k)Ohm-Bereich messen.
    Laut Datenblatt hat die Hallspirale 0,7 Ohm-DC im Eingang (welcher an den Aufsprechverstärker gehört) und 200 Ohm am Ausgang

    Die Begriffe "Aufsprech- und Wiedergabeverstärker" habe ich der alten analogen Tonaufzeichnungstechnik entlehnt

    Über die gemessenen Spannungswerte können wir reden, aber ich schreibe keine Grundlagenartikel zu den anderen Fragen, da hast du dir das Wesentliche auf Wikipedia u. ä. Seiten schneller zusammengelesen als ich es (nochmal) geschrieben hätte.

    "Klar könnte ich auch nach und nach alle Bauteile ausbauen und austauschen, aber dann hab ich ja gar nichts gelernt."
    Nicht nur das. Überleg mal, was diese Vorgehensweise z. B. in der Humanmedizin bedeuten würde... ;)

    Gruß, Bernd

    Jaichweiß (Andy Pipkin)

  • Ich hab jetzt noch ein zweites Problemkind im Proberaum, der zuerst repariert werden muss...daher bin ich leider gezwungen, das hier nach hinten zu verschieben, aber ich komm nochmal darauf zurück, wenn die Zeit da ist.

  • DC-Spannungen (Arbeitspunkte) des Aufsprechverstärkers (Q6, Q7) und des Wiedergabeverstärkers (Q8) stimmen, hier "plausibel" sind.

    Hej Bernd, ich hab endlich mal wieder die Ruhe und der Amp wird derzeit nicht benutzt, deshalb könnte ich ihn mir jetzt nach Hause holen und mal wieder basteln. Endlich!

    sind das die benötigten Werte, um die am Ende zu vergleichen mit meinen Messungen?
    Q7 (2sd317a) http://alltransistors.com/transistor.php?transistor=19377
    Q6/Q8 (2sc1000[bl]) http://alltransistors.com/transistor.php?transistor=11288
    steht bl vielleicht für boundary layer, also Grenzschicht? Denn die beiden Buchstaben tauchen auf alltransistors dot com nicht auf und mir fällt keine andere Kombination ein, die entfernt was mit Transistoren zu tun haben könnte.

    Wenn ich weiss, dass ich die Werte habe, habe ich auch mehr Motivation, um den Amp mal wieder zu zerlegen...hehe. Der leistet mir ansonsten zur Zeit sehr gute Dienste als Bass-Amp für Aufnahmen und er steht monatlich auf der Bühne zur Open Session. Also sollte alles einwandfrei funktionieren ausgenommen des Effektkanals. Der ist dafür komplett tot.

    Kann denn eine Hallspirale mit den falschen Werten den Effektkanal komplett zerlegen bzw zumindest die Transistoren schädigen?

    Beste Grüsse,
    Daniel

  • Hallo,

    für diese Angabe braucht man ein vollständiges Datenblatt und nicht nur - wie verlinkt - eine Übersicht.
    Die ein- oder zweistelligen Buchstabenkombinationen am Ende der Typbezeichnung von nichteuropäischen Transistoren sind meist Abkürzungen für Farben - im vorliegenden Fall für Blau.
    Die Stromverstärkung (bei FETs der IDSS) ist in Gruppen aufgeteilt. Früher fand sich oft ein entspr. Farbpunkt auf dem Gehäuse, heute eher die Buchstaben selbst.

    Aber die Datenblätter enthalten nur typische Werte und vor allem Grenzwerte. Die Spannungen, die du messen sollst, ergeben sich aus der Schaltung und der Dimensionierung der umgebenden Bauteile (vor allem der Widerstände). Wenn da nichts im Schaltplan angegeben ist (so sieht's aus...) wirds schwer. Dennoch können exorbitante Spannungsabweichungen an den Transistoranschlüssen auf Fehler hinweisen.

    "Kann denn eine Hallspirale mit den falschen Werten den Effektkanal komplett zerlegen bzw zumindest die Transistoren schädigen?"
    Eher unwahrscheinlich.

    Dann bis August 2017? ;)

    Gruß Bernd

    Jaichweiß (Andy Pipkin)

  • Dann bis August 2017?

    August 2017? Du beliebst zu scherzen! Schon längst ist es 2021, haha

    Soooo Leute,
    es sind viele Jahre ins Land gegangen und ich hab die Lösung gefunden (finden lassen):
    das hier ist der richtige Reverb Tank:
    tubeampdoctor.com/en/4ab3c1b-tad-reverb-can-2x2-springs?c=95


    IN = 8 ohm Impedanz/0,7 ohm DC; OUT = 2250 ohm Impedanz/200 ohm DC
    Bezeichnung: TAD RV-4AB3C1B


    Das Problem hätte ich allerdings niemals selbst gefunden, mit wieviel Fernunterstützung auch immer.
    Die dritte Reparatur hat auf meine bisherigen Hinweise hin ergeben, dass sich einer der Transistoren beim Aufwärmen aus dem Arbeitspunkt 'schiebt' (wenn
    ich mich richtig erinnere, Q8?...sorry, weiss ich nicht mehr)
    und das soweit, dass er einfach nach ein paar Minuten kaputtgeht. Das
    ist bei einem kurzen Test natürlich nicht bemerkbar und ist deshalb den
    Technikern auch nie augefallen! Entweder also waren die Transistoren
    früher anders gebaut und hitzeresistenter, oder die wussten einfach beim
    Bau, dass das passiert.


    Es wurde also alle paar Minuten der Arbeitspunkt neu eingestellt, bis irgendwann alles passte und jetzt läufts seitdem.


    Sorry, ich hatte einfach nicht die Zeit, alles durchzumessen, weil ich
    dafür einfach kein Arbeitszimmer hab und meinen Schreibtisch nicht über
    Wochen zumölen konnte damit. Aber nun haben wir ja die Lösung und ich
    lad vielleicht nochmal nen aktualisierten Stromlaufplan hoch, in dem
    dann auch die Dimensionierung des Reverbs vermerkt ist =)


    Ahoi

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