Der Transformator als Verstärker in der Elektrogitarre

  • [SIZE="3"]Einleitung[/SIZE]

    Fast jeder Gitarrist wünscht sich eine etwas lautere Elektrogitarre, um seinem Röhrenverstärker mehr Verzerrungen entlocken zu können. Zwei Wege führen hier zum Ziel: Entweder man kauft sich neue Tonabnehmer oder man setzt eine aktive Verstärkerschaltung ein.

    Der Erwerb neuer Tonabnehmer ist allerdings nicht jedermanns Sache, denn hier laufen schnell Kosten bis zu 300 Euro auf. Hinzu kommt eine fast zwangsläufige Klangveränderung, denn stärkere Tonabnehmer haben in der Regel immer eine größere Induktivität und damit auch eine tiefere Resonanzfrequenz. Wer denn originalen Klang seiner "Stratocaster" behalten möchte, wird damit also eventuell nicht glücklich!

    Eine elektronische Schaltung, die mit Hilfe eines Transistors oder einer integrierten Schaltung (IC) eine Verstärkung des Signals vornimmt, stellt aus technischer Sicht die beste Lösung dar, nur leider wird zum Betrieb eine Batterie benötigt, welche die Gitarristen wie der Teufel das Weihwasser fürchten. Daß die Kollegen der viersaitigen Tieftonfraktion schon seit Jahren und mit Erfolg mit aktiven Instrumenten arbeiten, scheint an ihren Mitstreitern vorbeigegangen zu sein.

    Tatsächlich stellt die Batterie kein wirkliches Problem dar. Moderne Verstärkerschaltungen nehmen nur sehr geringe Ströme auf, sodaß eine handelsübliche 9 Volt-Batterie (typisch 500mAh Kapazität) leicht 400 Betriebstunden oder mehr ermöglicht.

    Neben der aktiven Lösung gibt es jedoch noch eine weitere Möglichkeit: Der Einsatz eines Transformators, auch Übertrager genannt.

    [SIZE="3"]1. Grundlagen[/SIZE]

    Ein Transformator besteht aus mindestens zwei Spulen, die induktiv gekoppelt sind. Typische Anwendungen sind Netzteile in der Energieversorgung und Übertrager in der Signalverarbeitung. Aufgrund der mechanischen Größe und der schlechten elektrischen Eigenschaften, wie Linearität und Sättigungsverluste, werden Übertrager allerdings nur noch selten im Audiobereich eingesetzt. Der Ausgangsübertrager eines Röhrenverstärkers ist hier eine der wenigen Anwendungen.

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    [SIZE="1"]Bild 1: Das elektrische Symbol eines Transformators[/SIZE]

    Grundsätzlich ist ein Transformator in der Lage Wechselspannungen und -ströme auf größere oder kleinere Werte zu transformieren. Eine wichtige Größe ist dabei das sogenannte Übersetzungsverhältnis ü, welches das Verhältnis der Windungszahlen von Primär- und Sekundärwicklung (N1, N2) darstellt. Er verknüpft ebenfalls Ströme und Spannungen.

    [Blockierte Grafik: http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grundlagen/Images/Eq_Trafo_01.gif]
    [SIZE="1"]Formel 1: Die Grundgleichungen des unbelasteten Transformators[/SIZE]

    Daraus läßt sich jetzt ein Satz von Gleichungen entwickeln:

    [Blockierte Grafik: http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grundlagen/Images/Eq_Trafo_02.gif]
    [SIZE="1"]Formel 2: Bestimmungsgleichungen für die Primärgrößen des unbelasteten Transformators[/SIZE]

    Man erkennt daraus, daß es durchaus möglich ist, die Spannung einer Elektrogitarre mit Hilfe einers Transformators quasi zu "verstärken". Allerdings wird der Strom dann im gleichen Verhältnis reduziert, was aufgrund der hochohmigen Eingänge von Effektgeräten und Instrumentenverstärker allerdings nicht zwingend zu einem Problem führt.

    Wo Licht ist, ist leider auch immer Schatten und so beschert uns der Trafo auch ein kleines Problem: Da er Spannungen und Ströme transformiert, werden auch die Widerstände und ganz allgemein die Impedanzen transformiert. Diese Eigenschaft müssen wir beim Einsatz eines Übertragers also berücksichtigen.

    So ungewöhnlich wie manch einer glauben mag, ist ein Trafo in der E-Gitarre indes nicht. In der "Les Paul Recording" wurde beispielsweise ein Übertrager verwendet:

    [Blockierte Grafik: http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grundlagen/Images/LesPaulRecording.jpg]
    [SIZE="1"]Bild 2: Die "Les Paul Recording" von Gibson aus dem Jahre 1971[/SIZE]

    Hier ging es hauptsächlich darum, die niederohmigen Tonabnehmer an die hochohmigen Verstärkereingänge anzupassen.

    (Weiter im nächsten Beitrag)

    Ulf

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  • Der Transformator als Verstärker in der Elektrogitarre II

    [SIZE="3"]2. Anwendung[/SIZE]

    Kommen wir nun zur Anwendung des Transformators. Zu diesem Zweck denken wir uns eine Elektrogitarre mit nur einem Single-Coil-Tonabnehmer, Tonblende und Lautstärkeeinsteller, die normalerweise über ein Kabel mit der Kapazität CK mit einem Verstärker verbunden ist. Der Eingang des Verstärkers wird durch den Eingangswiderstand Rin modelliert, wie im folgenden Bild gezeigt:

    [Blockierte Grafik: http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grun…/TrafoApp01.gif]
    [SIZE="1"]Bild 3: Die Schaltung einer Elektrogitarre mit Übertrager[/SIZE]

    Unseren Transformator bauen wir jetzt zwischen Kabel und Volume-Poti ein. Den Trafo selber betreiben wir quasi "rückwärts". Das heißt, wir benutzen die Sekundärwicklung als Eingang. Jetzt nehmen wir an, unser Transformator, oder besser gesagt Übertrager, hätte ein Übersetzungsverhältnis von 2. Dann würde am "Ausgang", also am Eingang des Verstärkers, eine doppelt so große Spannung entstehen. Damit hätten wir unser Ziel also schon erreicht. Hurra!

    So schnell sollten wir uns allerdings nicht zurücklehnen, denn der Übertrager transformiert ja auch Impedanzen und da ist ja noch die Kabelkapazität CK und der Widerstand Rin. Was geschieht mit ihnen? Wenn man die Gleichungen aus Formel 2 geeignet umstellt, erhält man das folgende Ergebnis:

    [Blockierte Grafik: http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grun…Eq_Trafo_03.gif]
    [SIZE="1"]Formel 3: Transformierte Größen[/SIZE]

    Wir erkennen drei Dinge:

    • Die Ausgangsspannung wird um den Faktor ü verstärkt.
    • Der Eingangswiderstand des Verstärkers wird, aus Sicht der Gitarre, stark verringert. Für ü=2 wird Rin also geviertelt.
    • Die Kabelkapazität wird stark vergrößert. Für ü=2 wird CK vervierfacht.


    Durch den Trafo wird also nicht nur die Ausgangsspannung erhöht, sondern es ändert sich auch die Belastung des Tonabnehmers. Dabei wird der kleinere Widerstand die Güte der Schaltung verringern. Die Resonanzspitze wird also gedämpft, was man unter Umständen als Verlust an "Höhen" wahrnehmen wird. Die vergrößerte Kabelkapazität wird zu einer Verringerung der Resonanzfrequenz führen.

    Sehen wir uns einmal an, wie sich das ganze auf einen Stratocastertonabnehmer auswirkt. Hier die elektrischen Daten:

    Ls=2.2H, Cs=110pF, Rs=5.7kOhm, PT=250kOhm, CT=22nF, RT=0Ohm, PV=250kOhm, CK=700pF, Rin=1MOhm

    Mit diesen Werten erhalten wir eine Resonanzfrequenz von 2,562kHz mit einer Spitze von 5,45dB, was einer Güte von 1,83 entspricht. Jetzt rechnen wir mit unserem Übertrager mit einem angenommenen ü=2. Damit wird Rin'=1MOhm/4=250kOhm und CK'=4*700pF=2,8nF. Das führt zum Ergebnis 1,910kHz/5,80dB mit einer Güte von 1,91.

    Sehen wir uns nun die resultierenden Amplitudengänge im Vergleich an:

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    [SIZE="1"]Bild 4: Amplitudengänge eines Strat-Pickup ohne (blau) und mit Trafo (rot)[/SIZE]

    Zunächst fällt die Verschiebung der Resonanzfrequenz auf. Durch den Transformator liegt der Tonabnehmer jetzt im Bereich eines PAF. Es klingt also nicht mehr metallisch, wie man es von einer "Stratocaster" gewohnt ist, sondern sehr weich. Eine Verringerung der Resonanz ist nicht wirklich vorhanden. Dafür gibt es zwei Gründe:

    • Die ohmsche Belastung ist durch die beiden Potentiometer mit 125kOhm schon sehr gering, sodas die Verringerung des Eingangswiderstandes keine so große Rolle mehr spielt.
    • Die Güte eines Tonabnehmers ist von der Resonanzfrequenz abhängig. Dabei gibt es eine besondere Resonanzfrequenz, bei der die Güte maximal wird. Die meisten Tonabnehmer liegen mit ihrer nominellen Last oberhalb dieser Frequenz, sodas eine Verringerung der Resonanzfrequenz zunächst zu einer Erhöhung der Güte führt. Details dazu sind in Kapitel 3.2.4 im neuen Guitar-Letter II zu finden.


    Beide Effekte kompensieren sich in diesem Fall, sodas nur eine marginale Änderung der Güte entsteht.

    Verringert man die Lautstärke an der Gitarre, so ist der bekannte "Höhenklau" zu bemerken, der sogar etwas deutlicher ausfällt, was der vergrößerten kapazitiven Last zuzuschreiben ist.

    Was der Strat recht ist, ist für die Paula natürlich nur billig. Ersetzen wir also den Single-Coil durch einen Gibson P-490 nebst 500kOhm-Potis und sehen dann wieder die Simulation an. Hier zunächst die Werte:

    Ls=3.8H, Cs=130pF, Rs=7.5kOhm, PT=500kOhm, CT=22nF, RT=0Ohm, PV=500kOhm, CK=700pF, Rin=1MOhm

    Ohne Übertrager ergibt sich eine Resonanz von 2,742kHz/7,2dB. Die Güte beträgt dann 2,24. Mit dem Trafo rutscht die Resonanz auf 1,459kHz/6,67dB. Die Güte ist dann 2,02.

    [Blockierte Grafik: http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grun…/TrafoApp06.gif]
    [SIZE="1"]Bild 5: Amplitudengänge eines P-490 ohne (blau) und mit Trafo (rot)[/SIZE]

    Es ist zu erkennen, daß der P-490 mit dem Übertrager schon fast den "dumpfen" Bereich erreicht hat. Es gibt nur wenige Humbucker, die unter normalen Bedingungen in diesem Bereich arbeiten. Selbst die "weiche" PAFs haben eine um 200Hz höhere Resonanzfrequenz.

    [SIZE="3"]3. Die Suche nach dem richtigen Transformator[/SIZE]

    Nachdem klar geworden ist, daß man einen Trafo als "passiven Verstärker" einsetzen kann, stellt sich jetzt die Frage, welchen Trafo man nehmen soll. Sehen wir uns also einmal ein paar Eigenschaften an, die besonders für die Signalübertragung wichtig sind:

    Jeder Transformator induziert im Kern Wirbelströme, die grundsätzlich als Verluste aufzufassen sind. Diese steigen mit zunehmender Frequenz an. In Transformatoren zur Leistungsübertragung ist dann eine Erwärmung die Folge, die bei einer Überlastung sogar zur Zerstörung des Trafos führen kann. Um die Wirbelströme zu reduzieren, wird der Kern aus vielen dünnen Blechen oder metallischen Bändern aufgebaut, die darüber hinaus elektrisch voneinander isoliert sind. Übertrager im Kleinsignal- und Hochfrequenzbereich sind häufig mit Ferritkernen ausgestattet. Damit erhält man eine starke Dämpfung der Wirbelströme und große Induktivitäten bei kleiner Bauform.

    Wie beim elektromagnetischen Tonabnehmer findet man auch in einem Trafo eine sogenannte Wicklungskapazität. Sie hat eine Bandbegrenzung zur Folge. Es gibt also eine obere Grenzfrequenz ab der die Übertragung stark gedämpft wird. Die Höhe der Wicklungskapazität hängt ganz entscheidend vom Aufbau der Wicklungen ab. Verschachtelte Wicklungen führen eindeutig zu geringeren Kapazitäten.

    Die Induktion, und damit die magnetische Belastung des Kerns, nimmt mit fallender Frequenz zu. Das führt bei Leistungsübertragern zu großen mechanischen Kerngrößen. Du untere Grenzfrequenz eines Übertragers wird also von der Größe des Kerns und dessen Material bestimmt.

    Um die magnetische Belastung zu verringern kann man auch eine größere Windungszahl vorsehen, die dann allerdings einen größeren ohmschen Widerstand zur Folge hat. In der Elektrogitarre wirkt dieser Widerstand als Dämpfung der Güte.

    Man erkennt schon aus diesen paar Zeilen, daß es gar nicht so leicht ist, einen guten Übertrager zu bauen. Damit dürfte auch klar geworden sein, daß man mit einem Netztransformator nicht so recht glücklich werden wird, selbst wenn man die mechanische Größe einmal vernachlässigt. Die Industrie bietet jedoch sogenannte Niederfrequenz-Miniatur-Übertrager an, die für zwei bis 5 Euro in jedem Elektronik-Versand erhältlich sind. Sie sind für die Anwendung in der Elektrogitarre meistens brauchbar, da hier lediglich ein Frequenzbereich von 60Hz bis 10kHz übertragen werden muß.

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    [SIZE="1"]Bild 6: Niederfrequenz-Miniatur-Übertrager[/SIZE]

    Diese Übertrager werden mit verschiedenen Übersetzungsverhältnissen angeboten. Üblich sind Werte von 1:1 bis 1:10. Bei der Auswahl sollte man auf zwei Dinge achten:

    • Das Übersetzungsverhältnis darf nicht zu groß sein, sonst sinkt die Resonanz zu weit ab und es klingt nur noch dumpf. Ein Faktor von 2 oder maximal 2,5 ist mehr als genug.
    • Die Widerstände sollten möglichst klein sein, damit die Güte des Tonabnehmers nicht unnötig bedämpft wird.


    Bei dem geringen Preis kann man ruhigen Gewissen mehrere Übertrager mit einem Übersetzungsverhältnis bis zu 1:3 erwerben, um die Wirkung der unterschiedlichen Widerstände auszuprobieren.

    (Weiter im nächsten Beitrag)

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  • Der Transformator als Verstärker in der Elektrogitarre III

    [SIZE="3"]4. So macht man Geschäfte...[/SIZE]

    Das ein Trafo als Verstärker taugt haben natürlich auch die Leute mit einem Richer für ein gutes Geschäft erfahren und so findet man den einen oder anderen Hersteller, der sogenannte "Passive Mid-Range Booster" den batteriescheuen Gitarristen anbieten.

    Man muß beim Anblick eines solchen Gerätes, hier vom amerikanischen Hersteller Villex, wahrlich kein Hellseher sein, um zu erraten, was sich wohl in der schwarzen Kiste befindet.

    [Blockierte Grafik: http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grun…/TrafoApp05.jpg]
    [SIZE="1"]Bild 7: "Passive Mid-Range Booster" von Villex[/SIZE]

    Buchsenblech, Buchse, Minischalter, Übertrager und Gehäuse gehen für einen sagenhaften Preis von nur $112, mithin fast 79 Euro, über den Tisch. Allein der Schalter muß schon etwas besonderes sein, denn eine weitere Variante, die nur einen Übertrager beinhaltet, schlägt immerhin noch mit $64 (45 Euro) zu Buche.

    Natürlich kann man dieses Prinzip auch noch erweitern, indem man den Übertrager mit Anzapfungen versieht. Zusammen mit einem geeigneten Drehschalter lassen sich dann verschiedene "Verstärkungen" realisieren.

    [SIZE="3"]5. Selfmade Passive Mid-Range Booster[/SIZE]

    Wer ein wenig sparen möchte, der kann sich einen solchen Booster mit wenigen Mitteln und zu einem geringen Preis selber bauen. Man benötigt einen geeigneten NF-Übertrager, der bei Conrad, Reichelt oder auch beim Musik-Ding für ein paar Euro zu erwerben ist. Bei der Bestellung vergißt man am besten nicht den zweipoligen Umschalter (DPDT mit Schaltfolge ON/ON). Dann geht man nach dem folgenden Schaltbild vor:

    [Blockierte Grafik: http://www.guitar-letter.de/Knowledge/Grun…/TrafoApp03.gif]
    [SIZE="1"]Bild 8: Amplitudengänge eines Strat-Pickup ohne (blau) und mit Trafo (rot)[/SIZE]

    Das ganze läßt sich ohne große Probleme in den meisten Elektrogitarren unterbringen.

    [SIZE="3"]6. Passiver und aktiver Booster im Vergleich[/SIZE]

    Stellen wir zum Schluß einmal die Eigenschaften der beiden Booster gegenüber:

    Der passive Booster hat immer eine Klangveränderung zur Folge. Die Resonanzfrequenz wird dabei verringert. Der Klangunterschied ist umso größer, je größer die Verstärkung gewählt wird. Für die Anwendung sind Tonabnehmer mit hoher Resonanzfrequenz, wie zum Beispiel die Single-Coils von Fender zu bevorzugen. Bei einer Kombination mit Humbuckern wird der Klang schnell zu mittig.

    Beim aktiven Booster tritt, ein geeigneter Vorlastkondensator zur Simulation der Kabelkapazität vorrausgesetzt, keine Klangveränderung auf. Strat bleibt also Strat. Das Konzept läßt sich mit allen passiven Tonabnehmern kombinieren. Die mögliche Verstärkung läßt sich in weiten Bereichen variieren und wird nur durch die zur Verfügung stehende Betriebsspannung begrenzt.

    Durch den Einsatz eine Übertragers bleibt die Abhängigkeit von der Kabelkapazität. Sie wird sogar noch stärker. Eine aktive Schaltung entkoppelt Instrument und Verstärker, sodas fast beliebige Kabellängen verwendet werden können.

    Jede aktive Schaltung benötigt eine Batterie als Energiequelle. Darüber hinaus wird immer ein gewisses Maß an Rauschen erzeugt. Der passive Booster enthält den gebeutelten Gitarristen beides vor, die allein aus diesem Grund aufatmen können.

    Wer seine "Stratocaster" mit teuren koaxialen Humbuckern ausgerüstet hat, um das leidige Brummen loszuwerden, kommt mit dem Übertrager unter Umständen vom Regen in die Traufe, denn natürlich kann so ein Trafo auch magnetische Streufelder einfangen. Hier hilft dann nur eine teure Abschirmung mit Mu-Metall.

    Eine aktive Schaltung stellt das Signal immer niederohmig zur Verfügung. Die Innenwiderstände betragen typisch ein paar Kiloohm. Verwendet man eine geeignete Schaltung am Ausgang, so sind sogar wesentlich kleinere Ausgangswiderstände möglich. Somit kann man fast beliebig lange Kabel anschließen, ohne klangliche Verluste befürchten zu müssen. Darüber hinaus sinkt die Störempfindlichkeit beträchtlich.

    Der Übertrager geht hier genau in die entgegengesetzte Richtung. Er macht die Gitarre noch hochohmiger, was eigentlich ein Schritt in die falsche Richtung ist!

    [SIZE="3"]Fazit[/SIZE]

    Einen NF-Übertrager als passiven Verstärker zu nutzen ist eine interessante Alternative zu den aktiven Konzepten, die sich mit wenig Geld und Aufwand realisieren läßt. Wenn einen die entstehende Klangveränderung nicht stört und die Verstärkung nicht zu groß sein muß, kann man auch ohne Batterie glücklich werden. Ein Allheilmittel ist der Übertrager jedoch nicht, denn er ist nur innerhalb enger Grenzen (Verstärkung kleiner als 2 oder 3, Tonabnehmer mit geringer Induktivität, geringe Kabelkapazität) sinnvoll einzusetzen.

    Die aktive Schaltung ist aus technischer Sicht eindeutig die bessere Lösung. Wer zum Beispiel den Einfluß des Kabels ausschalten möchte, der kommt um einen aktiven Impedanzwandler nicht umhin. Im Gegensatz zum Übertrager läßt sich eine aktive Schaltung in weiten Bereichen einsetzen. Darüber hinaus lassen sich Eigenschaften realisieren (hohe Verstärkung und kleiner Ausgangswiderstand), die der Übertrager prinzipbedingt ausschließt.

    (Eine aktuelle und vollständige Version dieses Beitrages ist in der Knowledgebase der Guitar-Letter zu finden.)

    Ulf

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  • Ich hab jetzt mal ein bisschen rumgerechnet, und wenn ich mich nicht irre, dürfte es doch möglich sein, mit einem umgekehrt verdrahteten Trafo den Pegel zu senken, und dabei, was das wichtigste ist, die Resonanzfrequenz nach oben zu verschieben? Dann hätte man quasi "Fett Lead" (Übertrager: 1:2), "Rhythm Crunch" (Übertrager umgangen) und klares Clean (Übertrager: 2:1) in einem, oder irre ich mich?

    MfG Fabian

    Kommt nie, aber wirklich nie auf die Idee, eine ES335 komplett mit Massivleiter zu verdrahten!

  • Zitat von Fabian Boeck;248617

    ...wenn ich mich nicht irre, dürfte es doch möglich sein, mit einem umgekehrt verdrahteten Trafo den Pegel zu senken, und dabei, was das wichtigste ist, die Resonanzfrequenz nach oben zu verschieben? Dann hätte man quasi "Fett Lead" (Übertrager: 1:2), "Rhythm Crunch" (Übertrager umgangen) und klares Clean (Übertrager: 2:1) in einem,

    Du kannst auch einfach ein kürzeres Kabel nehmen. ;)
    Grundsätzlich hast Du natürlich recht. Wenn Du die Spannung halbierst, beträgt die Kabelkapazität nur noch ein Viertel.

    Ulf

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  • Das stell ich mir nett vor. Bei jedem Cleanpart auf ein 15cm-Patchkabel zu wechseln, und fürs Solo dann das 6m-Tweeddingens...
    Oder der technische Overkill: Per Übertrager die Resonanz kontrollieren, und zur Pegelanhebung noch ein aktiver Booster dahinter. Ihr dürft mich jetzt einliefern, bitte dankeschön.

    MfG Fabian

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  • Zitat von Fabian Boeck;248620

    Das stell ich mir nett vor. Bei jedem Cleanpart auf ein 15cm-Patchkabel zu wechseln, und fürs Solo dann das 6m-Tweeddingens...
    Oder der technische Overkill: Per Übertrager die Resonanz kontrollieren, und zur Pegelanhebung noch ein aktiver Booster dahinter.

    Der Onkel nimmt da lieber zwei Transistoren, einen Drehschalter und 'n bisschen Kleinkram.

    Ach ja, ich habe die böse Batterie vergessen! Besser ist das! ;)

    Ulf

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  • Batterie nicht böse. Nur kein Mojo^^. Wenn man seine Gitarre dann über ein zusätzliches Spiralkabel mit Strom versorgen würde, wäre alles toll. Natürlich müsste das mit dem Hauptspiralkabel farblich abgestimmt sein, Grün und Orange zum Beispiel.
    Und wie wir jeden Tag in den Charts sehen: Qualität hat nichts mit Beliebtheit zu tun.

    MfG Fabian

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  • Zitat von Gravewarrior;248626

    mich wundert dass keiner seinen kram per phantomspeisung über die klinke mitversorgt....

    Es gibt solche und solche und viele Wege führen nach Rom. Aber leider sind nicht alle kompatibel.;)

    So eine Phantomspeisung setzt natürlich immer eine Breakout-Box voraus. Das ist nur in so fern besser, als das die Batterie den armen Gitarristen beim Solieren jetzt nicht in den Finger, sondern in die Zehen beißt! :p

    Ulf

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  • die phantomspeisung wäre bei mir jetzt nicht mal das problem: kleines kästchen auf das effektboard, auf der einen seite mono-kllinkenbuchse (als signalausgang) und 9V-Hohlbuchse, auf der anderen Stereo-klinkenbuchse für strom und signaleingang. dann stereokabel und entsprechende umbauten (schaltbar) an der gitarre.
    und wenn du dann die breakout-box (und damit die gitarre) per effektboard-netzteil versorgst, kann schon mal beim gig die gitarre nicht mehr leer werden ;)
    nur fehlen mir die eier (meine gitarre ist mir heilig, so wie sie ist, auch wenn sie materiell nicht viel wert ist) und/oder der bedarf (gutes kabel + buffer zuallererst aufm board tun es auch sehr gut) für so einen umbau ;)

  • raphrav, bau Dir doch zusätzlich zum Kästchen auf dem Board noch ein Kästchen mit all den gewünschten Elektronikspielereien und Clip für den Gitarrengurt.
    Dann kannste die Gitte so lassen, wie sie ist, das kurze Patchkabel von Ketarre zum Clipkästchen macht dem Sound fast nix und wenn Du Lust hast, kannst Du den Gurt mit Clipkästchen pflastern bis zum Umfallen. ;D

  • Tach,

    jetzt ist der Thread auch noch verankert... O.K. es gibt vorteilhafte Möglichkeiten das Gitarrensignal niederohmig an den Amp zu schicken. Warum es sich nicht durchgesetzt hat weiß niemand.

    Aber zu behaupten ein Transformator kann mann als Verstärker einsetzen ist KOKOLORES Aber so schön glaubhaft für die welche nicht genau darüber nachdenken wollen oder können.

    Ein Trafo ist höchstens ein Leistungswandler - Transformator eben - geht mal in das Golfforum und schreibt: Das Getriebe als Antrieb im Kraftfahrzeug ;D

    Musste halt mal raus... </motz off>

    Bastlergruß

    aber ich lass dem E-Bernd das letzte Wort...

    Because Shit happens!

  • Hallo,

    Zitat

    Ein Trafo ist höchstens ein Leistungswandler

    <superkorinthenk*ck_modus>

    also die Leistung schickt ein Trafo eigentlich (abzüglich seiner Eigenverluste in Form von Wärme) 1:1 durch, während er Spannung und Strom - und damit die Quellimpedanz - wandelt, je nach Windungsverhältnis.

    Für mich ist deshalb das Herauftransformieren der Spannung eine Spannungsverstärkung, wenn sie auch auf Kosten der Impedanz geht (diese wird ja dadurch höher).

    Übrigens beim Bipolartransistor in der Standardschaltung erhält man die Spannungsverstärkung auch nur mit dem Nachteil, daß der Ausgangswiderstand am Kollektor höher ist als der Eingangswiderstand an der Basis. Im Gegensatz zum Trafo handelt es sich aber trotzdem um eine Leistungsverstärkung dank der Betriebsspannung, die der Transistor ja benötigt.

    Soundmäßig kann gerade das Verändern des Innenwiderstandes der Signalquelle - wie es ja mit einem Trafo passiert - interessant sein. So kann z. B. durch die Haupt- und Streuinduktivität des Trafos ein Midboost entstehen...

    </superkorinthenk*ck_modus>

    Mir war grad danach^^ ;D

    Gruß, Bernd

    Jaichweiß (Andy Pipkin)

  • So, ich habs mal mit einem Trafo (TM022) ausprobiert; dank dem Wirkungsgrad wird die Lautstärke grob subjektiv geschätzt gedrittelt, beim Runtertransformieren gefünftelt, Schaltung hab ich überprüft, da stimmt alles. Gibt es Trafos, die besser dafür geeignet sind?

    MfG Fabian

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  • Hallo,

    da ich die komplette Schaltung nicht kenne, nur soviel:

    Mit einem TM022 (1:1,7) passiv betrieben war das Ergebnis (wegen der Verluste) zu erwarten.

    Bei solchen Dingern darf man die Rechnung nicht ohne Quell- und Lastimpedanz machen - und den Wirkungsgrad (Leistung raus/Leistung rein, schätzungsweise < 60%) des Übertragers!

    Gruß, Bernd

    Jaichweiß (Andy Pipkin)

  • Hallo,
    könnte man am Impedanzverhältnis irgendwie (mit passiven Mitteln) rumschrauben? Das ganze ist für mich Neuland, man lernt ja in der Schule nichts außer DC, und eine gute Quelle hab ich noch nicht gefunden für Impedanzberechnungen.

    MfG Fabian

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  • Hallo,

    das passivste Mittel das Übersetzungsverhältnis zu ändern wäre an der Windungszahl einer der Wicklungen (primär oder sekundär) etwas zu ändern.
    Dazu musst Du aber aktiv werden, und entweder ein paar Windungen abtragen oder ein Stück "Draht" anlöten und dazu wickeln. Beides verspricht aber nicht unbedingt den größten Erfolg.
    Gute Transformatoren sind zurecht sehr teuer.

    Gruß M.

    [center]Die Wahrheit geht manchmal unter, aber sie ertrinkt nicht.
    >>Galerie-<(°°<)-]-[-(>°°)>-Band<<[/center]

  • Oder ich nutze auf der Pickupseite einfach die Mittelanzapfung, damit ist das Verhältnis schon bei 3,4... Das heißt, selbst mit 30% Wirkungsgrad hätte ich theoretisch noch einen Pegelanstieg.
    Des Onkels Überlegungen scheinen in dem Fall wohl nicht wirklich praxisorientiert zu sein ;).

    MfG Fabian

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