1 Einleitung
Die Elektrogitarre ist, wie viele andere elektronische Instrumente, ein zweipoliges Gerät. Das bedeutet, daß zwei elektrische Verbindungen ausreichen, um die Signalquelle (Tonabnehmer) mit einem Verstärker zu verbinden. Auch wenn es gute Gründe gibt, mindestens drei Leitungen zu verwenden, so hat sich der zweipolige unsymmetrische Anschluß durchgesetzt und als Standard etabliert. Entsprechend sind alle Effektgeräte und Verstärker für die Gitarre mit unsymmetrischen Eingängen ausgerüstet.
In Bereich der Instrumententechnik hat sich der Klinkenstecker mit einem Durchmesser von 1/4 Zoll (6,35mm) zum Anschluß der Instrumente durchgesetzt. Dieser wurde ursprünglich in den Handvermittlungen der Telefonzentralen anfang des 20. Jahrhunderts verwendet. Gleichwohl es diese Stecker und die dazugehörenden Buchsen mit bis zu vier Polen gibt, beschränkt man sich bei der Elektrogitarre auf die Verwendung der zweipoligen Mono-Version für Stecker und Buchsen.
Es gibt jedoch auch Fälle, in denen die Kombination einer dreipoligen Stereobuchse mit einem Monostecker sinnvoll ist. Schau'n wir mal...
2 Der Aufbau einer einfachen Stereoklinkenbuchse
Klinkenbuchsen gibt es in vielfacher Ausfertigung. Sie sind in den meisten Elektronikläden schon für wenige Cent zu haben. Wie so eine einfache Variante aussehen kann, zeigt das folgende Bild:
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[SIZE="1"]Bild 1: Die Anschlüsse einer Stereoklinkenbuchse[/SIZE]
Man erkennt sehr deutlich die zwei Kontaktfedern für die Spitze (links) und den Ring (rechts). Sie werden im Englischen als "Tip" und "Ring" bezeichnet. Die Lötösen für den elektrischen Anschluß liegen gegenüber den entsprechenden Kontaktfedern. Der Anschluß für den Schaft (engl. Sleeve) liegt in der Mitte. Er wird in der Regel als gemeinsamer Rückleiter benutzt. Hier wird also die Masse und auch die Abschirmung angeschlossen.
Auch wenn man leicht in Versuchung ist, die preiswerteste Buchse zu kaufen, sollte man davon lieber Abstand nehmen. Der Klinkenstecker gehört von Haus aus nicht zu den besten Steckverbindungen und minderwertige Buchsen bergen immer die Gefahr, daß die Kontakte korrodieren oder die Spannung der Kontaktfedern nachläßt, was zwangsläufig zu Kontaktproblemen führt. Besonders anfällig ist hier der Verbindung des Schaftes in der Buchse. Da hier kein besonders großer Druck ausgeübt wird, führen schon leichte Oxidationen zu Problemen und der Kontaktwiderstand steigt stark an. Auch hier gilt also: "Wer billig kauft, kauft zweimal!"
3 Warum eine Stereoklinkenbuchse?
Da die Gitarre ein zweipoliges Instrument ist, kann man sich zu Recht die Frage stellen, warum man denn eine Stereobuchse verwenden soll? Grundsätzlich gibt es verschiedene Anwendungen:
- Man möchte Schaltungsmasse und Abschirmung getrennt führen (symmetrischer Anschluß).
- Man möchte zwei unterschiedliche Signale aus der Gitarre herrausführen.
- Man möchte die Gitarre mit einer externen Energiequelle verbinden (Phantom Power).
- Man möchte die interne Energiversorgung einer aktiven Gitarre einschalten.
Eine symmetrische Verbindung der Gitarre mit dem Verstärker ist mit Sicherheit ein guter Weg, um die Störempfindlichkeit des Systems zu verringern. Möchte man die Vorteile dieses Verfahrens jedoch wirklich ausnutzen, so ist ein Verstärker mit Differenzeingang zwingend erforderlich! Mischpulte verfügen grundsätzlich über solche Eingänge. Gitarrenverstärker oder Effektgeräte leider nicht. Hier muß also ein entsprechender Verstärker vorgeschaltet werden. Natürlich kann man das Signal am Verstärker auch unsymmetrisch machen, indem einfach die Abschirmung mit einer Signalleitung verbunden wird, aber dann ist das ganze Verfahren "für die Katz'"! Diese Anwendung scheitern also in der Regel an der mangelnden Kompatibilität mit den anderen Geräten.
Es gibt einige Instrumente, die das Signal ihrer Tonabnehmer über getrennte Leitungen zur Verfügung stellen. Schon in den 60er Jahren stellten Gibson und Rickenbaker entsprechende Gitarren vor. Auf dem einen Kanal hatte man das Signal des Stegtonabnehmers, der andere Kanal stellte das Signal des Halstonabnehmers zur Verfügung. Heute wird auf diese Weise häufig das Signal von magnetischen und piezokeramischen Tonabnehmern auf getrennten Wegen unterschiedlichen Verstärkern zugeführt. Aber auch hier ist die Kompatibilität ein Problem, denn man benötigt ein kleines Gerät, welches die beiden Signale auf zwei getrennte Monoverbindungen aufteilt, um es dann den entsprechenden Empfängern zuzuführen.
Viele Gitarristen würden zwar gerne eine aktive Elektronik in ihrem Instrument haben, befürchten jedoch, daß im unpassenden Augenblick die Batterie leer ist. Da liegt der Gedanke nahe, über den dritten Pol die Gitarre mit einer externen Spannungsquelle zu verbinden. So reizvoll dieser Gedanke auch ist, hat man hier schon wieder ein Problem mit der Kompatibilität, denn man benötigt eine spezielle Break-Out-Box, welche die Spannungsversorgung enthält und am Ausgang das reine Signal zur Verfügung stellt. An die Spannungsquelle muß man noch eine zusätzliche Anforderung stellen, denn Aufgrund der Tatsache, daß der Klinkenstecker einen kurzschließenden Steckvorgang beeinhalten, muß die entsprechende Spannungsversorgung kurzschlußfest sein.
Die Anwendung einer aktive Elektronik bietet in der Gitarre eine Fülle von neuen Möglichkeiten und Verbesserungen, auch wenn viele Gitarristen sich da eher reserviert verhalten. Dumm ist nur, wenn man vergißt, die Batterie auszuschalten. Hat man keinen Ersatz, so findet die nächste Probe oder gar der nächste Auftritt ohne einen statt! Einen entsprechenden Schalter nachträglich in das Instrument einzubauen, ist auch nicht jedermanns Sache und sorgt im Zweifelsfall sogar für einen Wertverlust des Instrumentes. Es ist daher praktisch und sinnvoll die Spannungsversorgung mit dem Einstecken des Stecker zu aktivieren. Zu diesem Zweck kann man spezielle Schaltbuchsen kaufen. Es geht jedoch auch anders...
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